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Light Fairytale Episode 1

Light Fairytale ist ein Indie-Spiel, das ich vor 108 Jahren schon auf Kickstarter entdeckt hatte, aber nicht interessant genug fand, um es zu backen – oder vielleicht ein bisschen zu ambitioniert für einen Einzelentwickler ohne Track Record, und daher skeptisch war.
Und nun ja, deshalb sind die einzelnen Episoden vermutlich auch nur so ~3h lang. Sölf hatte es (samt Nachfolger) die Tage ja auch gespielt – gerne mal reinschauen.
Direkt fällt auf, dass es von PS1-Spielen inspiriert wurde. Das ist auch die größte Stärke des Spiels: der Look und das Setting. Die Stadt ist eindeutig an Midgar angelehnt– was ich cool finde, denn ehrlich gesagt wurde Midgar in JRPGs erstaunlich selten kopiert, und Light Fairytale macht das zumindest visuell ziemlich gut. Auch mit den fixen Kameraeinstellung, die ich in modernen 3D-Spielen ja sehr vermisse. Es ist halt schon was anderes, wenn man die Welt so gezielt in Szene setzen kann.
Das Dreckige, Steampunkige kommt auf jeden Fall ziemlich gut rüber und der Schauplatz ist auch relativ groß und verwinkelt, sodass es schon recht viel Atmosphäre hat.

Da hören die positiven Sachen aber leider auch schon auf. Die Story ist extrem basic (Typ träumt vom Himmel, den es in der Welt nicht gibt, und will ihn finden) und innerhalb der ~3h von Episode 1 tut sich da auch wenig.
Richtig schlimm aber sind die Dialoge. Neben dem relativ typischen MC gibt es die Waifu Kuroko, ein Catgirl und ein paar Nebenfiguren. Die Texte sind oft schlimmster Anime-Cringe, wo es u.a. um die Oberweite der Figuren, Harus liebe für Catgirls, Kurokos geheime Liebe für den MC und ähnliche Themen geht. An Fanservice wird echt nicht gespart. Das alles ist extrem uninspiriert und fühlt sich wie 1:1 aus schlechten Animes übernommen an.
Der Entwickler ist auch definitiv sehr japanophil, denn obwohl das Setting in keinster Weise Japanisch ist, haben die Figuren alle japanische Namen und der Intro-Song ist Japanisch. Das trägt imo nicht zur Authentizität des Ganzen bei, sondern lässt das Ganze wie ein ambitioniertes, aber uninspiriertes Fanprojekt aus zusammengeklauten Ideen wirken.

Die Kämpfe sind ungefähr genauso basic wie die Story. Sie sind rundenbasiert und haben ein RPG-Grundgerüst, das sich aber so gar nicht entfalten kann, weil man nur ca. 5 Level aufsteigt und es kaum Skills, Ausrüstung und Materia gibt (ja, es gibt quasi Materia). Außerdem gibt es ungefähr nur fünf Gegnertypen plus ein paar Bosse – viel Micromanagement oder eigener Gestaltungsspielraum existieren also nicht. Jeder Kampf läuft effektiv gleich ab.
Ein paar Minispiele gibt es aber, die sind zur Auflockerung auch ganz gut.
Es endet dann mit einem Cliffhanger, der auch fast 1:1 wie aus FF7 übernommen wirkt (MC stürzt sich nach einem Bosskampf gegen einen Roboter in den Abgrund und wird somit von seiner Begleiterin getrennt – am Anfang von Episode 2 trifft er dann sicher seine Aerith). Joah. Sölfs Vergleich mit der Demo von einem Makerspiel ist schon recht treffend.

tl;dr: Wäre das Writing mir nicht so unsympathisch, hätte ich mir vorstellen können, es weiterzuverfolgen, denn es gibt echt nicht so viele Indie-RPGs im PS1-Stil. Abgesehen von der Optik ist es aber leider in keinem Aspekt gut. Trotzdem für ein Solo-Projekt sehr beeindruckend.
Spielzeit: 2:20
Wertung: 4/10
Challenge-Achievements:
Beende 12 RPGs (2/12)
Beende 6 Indie-RPGs (2/6)
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